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Das Nichtige vergeht

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Waldeck's avatar
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Literature Text

was bleibt dir... unbefleckt
wenn du keine Augenblicke kennst
unverlebte Pirouetten bloß erdenkst?
als weiß, ein ungeküsstes Blatt
sehnsüchtig gereckt!

nichts bleibt von dieser Welt!
vom Stoff des Geistes beseelt
Schönheit, die's Innerste behält
wo kalt gewordne Küsse verwelkt
Eindrücke durch die Zeit entstellt

was bleibt von wesenloser Ferne?
glitzern dann weniger Sterne
jenes Wissen um die Seele
die ich wahrnahm als Schleier
bleibt ihr Schoß ewige Quelle?

was schwände durch Unglück denn?
durch einen Anschlag auf den Zug?
was bliebe mir als jedes Lied
das ich zu Ehren dir verschrieb
als windgehauchte Melodie?

was bliebe dir … verwehrt!
wenn du keine Augenblicke hegst
Nebelnähe bloß durch Ferne ersehnst
als jenes Wesen, welches zeitlos währt
in dir verjüngt, stets wiederkehrt?

die innere Konstellation
ist eine sichere Attraktion!
zieht Wesensnähe innig an
wo trügerische Raumzeit schwand
findet sich, was Seelen band

und was bleibt mir – bestimmt?
wo Reime keine faden Würmer sind:
aus dir gesät, irdische Nähe die fehlt!
als zu zerspringen, wie ein Stern zerfällt
am stummen Himmelszelt



© j.w.waldeck 2009
da ich oft missverstanden werde...

von dieser Welt bleibt nichts
als die Erfahrung
welche deine Seele behält
und manche Sehnsucht
lässt einen unerfüllt zerspringen
wie ein Stern
dessen Liebe zwar nie vergeht
doch stetig fern
durch Nacht und Nebel weht
© 2009 - 2024 Waldeck
Comments7
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BlackLillyFlower's avatar
Zerspringender Stern am stummen, schwarzen Himmelszelt... das Nichtige vergeht und sind in Ferne lebende Herzen nichtig, weil man sie niemals körperlich nah spüren wird? Wird man sie darum schnell vergessen, wenn sie schließlich schweigen? Soll man sie darum dann vergessen? Ist denn ein Augenblick der körperlichen Ferne doch der geistigen Nähe nichtig?

Ich glaube, das sind die Fragen, die mir nach dem Lesen dieses Gedichtes so in den Sinn kamen. Ansonsten ist es wunderbar. Die Form spricht mich an, die Reime, die Wortwahl, die mich ja meistens zu faszinieren weiß. Ganz besonders mag ich "unverlebte Pirouetten", eine treffende und sehr schöne, bildiche Beschreibung.